Rheuma Erkrankungen nach Alphabet

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tuberkulöse Arthritis

Ca. 1% der Patienten, die an einer Tuberkulose leiden, hat eine Beteiligung des Bewegungsapparates. Daher sollte jede Therapie-resistente Monarthritis an eine tuberkulöse Infektarthritis denken lassen. Eine spinale Tbc wurde bereits in ägyptischen Mumien beschrieben.
Meist handelt es sich um eine Reaktivierung eines hämatogen, von einer primären Lungeninfektion gestreuten Herdes, selten um eine lymphogene Streuung oder ein lokales ‹bergreifen des Infektherdes. Von der Synovialis oder von benachbarten Knochen kommt es zu einer Infektion des Gelenkes oder der Sehnen. Die Folge ist eine granulomatöse Synovitis mit ƒhnlichkeiten zum Pannus bei der RA. Das verkäsende Granulationsgewebe breitet sich über die Korpeloberflächen aus und führt über eine Drucknekrose zur Schädigung des Knorpels.
Gelegentlich findet sich das Durchbrechen einer Osteomyelitis ins Gelenk.
Am häufigsten findet sich eine Arthritis der Hüft-, Hand- und Kniegelenke, mit einem Prädilektionsalter vor dem 40.Lebensjahr. Klassisch ist eine sich schleichend entwickelnde, wenig dolente Monarthritis. Mitunter lässt sich ein Trauma vor Beginn der Gelenksbeschwerden erheben. Des Weiteren finden sich nicht selten andere extrapulmonale Infektionsherde. Die thorakolumbale Tbc kann mit paravertebralen Senkungsabszessen einhergehen; dann besteht ein lokaler Schmerz in der BWS bzw. LWS.
Lediglich 20% der Fälle lassen sich durch den Nachweis von Mycobacterium tuberculosis in Ausstrichen der Synovialflüssigkeit nachweisen; mittels der Kultur sind 80% positive Befunde zu erwarten. Die Synovialflüssigkeit zeigt eine Erhöhung des Gesamteiweißes, eine deutliche Erhöhung der Glucose und eine mäßige Leukozytose - wobei dies alles unspezifische Befunde sind.
Mittels Röntgen der betroffenen Gelenke lassen sich die bereits eingetretenen Destruktionen nachweisen - eine Diagnose kann nicht erfolgen.
Die Magnetresonanz-Tomographie zeigt das entzündliche Gewebe und den Befall des Knorpels; auch hier ist eine differentialdiagnostische Zuordnung jedoch nicht möglich!
Die Diagnose-Stellung erfolgt am zuverlässigsten mittels offener Synovialbiopsie, wobei in über 90% ein positive Histologie zu erwarten ist. Eine Feinnadelbiopsie ist für das Gewinnen von ausreichendem Material wegen der nicht einheitlichen Verteilung der Tuberkelbakterien nicht ausreichend!
Nach Sichern der Diagnose muss sich eine Durchuntersuchung anschließen, um pulmonale und extrapulmonale Tuberkulose-Herde nachzuweisen bzw. auszuschließen.
Klinisch sehr ähnlich verlaufen mykotische Arthritiden, und auch histologisch kann hier die Differenzierung mitunter Schwierigkeiten bereiten. Eine chronisch-bakterielle Arthritis kann ebenfalls ein histologisch ähnliches Bild zur Folge haben.
Nicht-verkäsende Granulome finden sich bei einer Sarkoidose sowie bei einem Erythema nodosum.
Granulomatöse Synovitiden können Folge einer traumatischen Fettgewebsnekrosen, einer Brucellose oder eines M. Crohn sein, sowie als Fremdkörper-Reaktion auftreten.
Es gelten die gleichen Therapie-Schemata wie bei der Lungen-Tuberkulose:
* initiale Dreierkombination über 2 Monate mit Isoniazid + Rifampicin + Pyrazinamid
* anschließende Therapie mit Isoniazid + Rifampicin über 3-6 Monate bei unkomplizierten Fällen bzw. bis zu 9 Monaten
Bei einer komplizierenden Osteomyelitis ist eine chirurgische Sanierung meist nicht zu vermeiden. Eine alleinige Synovektomie wird kontroversiell beurteilt.
Besonders bedeutsam in der Therapie ist, dass unter Isoniazid Arthralgien und mitunter auch Synovitiden auftreten können, was Probleme bei der Beurteilung des Therapie-Erfolges zur Folge haben kann!